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Ein Zentrum guter Küche im Herzen Europas

Man unternimmt zwar nicht die buchstäbliche Reise zum Mittelpunkt der Erde, wohl aber ist man dem geografischen Mittelpunkt Europas im Gasthaus Zum Hasen sehr nahe. Vor allem landet man bei den Hasenwirtinnen Tanja, Iris und Maria Fleckenstein im Zentrum der guten Küche. Im dünn besiedelten nordwestlichen Spessart fühlt man sich eher am Ende der Welt als mitten in Europas. Doch stößt der Besucher hier gleich auf zwei Zentren: Nur sieben Kilometer entfernt in der Gemeinde Westerngrund liegt das geografische Zentrum Europas. Und im kleinen Örtchen Sommerkahl, wo Hase und Igel sich Gute Nacht sagen, befindet sich der Lebensmittelpunkt von Familie Fleckenstein, das Gasthaus Zum Hasen.

Mutter Maria erinnert sich lebhaft an Zeiten, als frisch gezapftes Fassbier nur zu festlichen Anlässen ausgeschenkt wurde und Bratwürste etwas Besonderes waren. »Die Männer haben ihren Schoppen Flaschenbier getrunken, gekocht wurde nicht, es gab Hausmacherwurst«, sagt sie. Die Zeit mag vieles neu ordnen, doch bis heute stehen in dem Familienbetrieb alle zusammen. Der Vater Karl-Peter Fleckenstein widmet sich der Destillierkunst und brennt nach traditionellem Verfahren holzbeheizt heimische Früchte, größtenteils aus eigenem Anbau. Mutter Maria und die Töchter Tanja und Iris sind die Expertinnen am Herd. Tanja hat Koch gelernt, Iris Hotelfachfrau. Es ist das Ziel der Hasenwirtinnen, aus einfachen Produkten das Beste zu machen. Tanja glaubt an das Nebeneinander aus bürgerlicher und kreativer Küche. Sie begeistert mit Schnitzel und Braten und schert kreativ aus zu Kürbis-Panna-cotta und Kürbissuppe aus dem Glas. Vielseitigkeit entspricht ihrem Wesen. Wer auf ihre Empfehlungen eingeht, entdeckt Forellentatar mit Panna cotta an grüner Sauce oder feiert seine Hochzeit mit Sushi und Sauerbraten. »Ich bin glücklich, wenn ich außerhalb des Üblichen etwas machen kann«, freut sich Tanja, die fast alles probiert. Nur beim Braten läuft »ganz klar alles nach den Rezepten der Mutter« und deren alter Kochkunst. Sie ist die solide Basis.

Zwischen den Generationen herrscht eine Atmosphäre der Ungezwungenheit. Das überträgt sich auf die Gaststube: »Mir gefällt es, wenn Alt und Jung am Tisch beisammensitzen, das spiegelt sich auf der Karte wieder: traditionell und modern«, sagt Tanja und zeigt in den Raum, der seit 1860 existiert. Schwere Holztische, eine alte Bar mit Bierkrügen und Weingläsern machen die oft zitierte und manchmal nostalgisch verklärte »gute alte Zeit« spürbar. Im geschichtsträchtigem Ambiente genießt der Gast eine moderne, gänzlich unverstellte und frische Küche. Tanja Fleckenstein sagt nein zu gleichförmiger Convenienceküche, und sie lässt die Finger von Fleisch, das um die halbe Welt geflogen ist. Die Gänse, die es zu St. Martin gibt, schnattern während des Sommers ums Haus herum. Rotkohl legt sie selbst ein, alte Gemüsesorten erleben eine Renaissance.

Hase oder Kaninchen sucht der Gast im Gasthaus Zum Hasen vergeblich. »Woher der Name kommt, ist nicht geklärt«, wundert sich Tanja Fleckenstein. Im Saal, der bis zu 120 Personen Platz bietet, war früher die örtliche Kirche untergebracht, danach ein Möbelhaus. Die Bühne diente einst Theatergruppen als Auftrittsort. Und der örtliche Kleintierzuchtverein hat hier seine Hasenund Taubenausstellungen abgehalten. Doch das erkläre nicht die Namensgebung, sagt Tanja Fleckenstein. »Die Gaststätte hieß schon davor ›Zum Hasen‹ «. Auch ein zum Hasen passender Karottenbrand ist nicht auf der Karte, da die Karotte zu wenig Zuckergehalt für einen Schnaps enthält. Dafür ist der eigene Kahlgründer Apfelwein bekannt bis nach Frankfurt, wo er bis 2005 in Lokalen aus dem Holzfass ausgeschenkt wurde. Heute strömen Gäste aus den urbanen Zentren Offenbach und Frankfurt ins Zentrum Europas, um den Apfelwein zu kaufen und um bei den Hasenwirtinnen im Zentrum des guten Geschmacks zu speisen.